Seminar
Kunst- und Architekturgeschichte: Das Gesamtkunstwerk

Seminar Kunst- und Architekturgeschichte (051-0320-12)
Veranstalter: Professur Ursprung
Dozierende: Dr. Linda Schädler und Dr. Mechtild Widrich
 

Das Wahlfach beschäftigt sich mit dem Konzept des Gesamtkunstwerks im 20. und 21. Jahrhundert. Die Lehrveranstaltung basiert auf der gemeinsamen Lektüre theoretischer Texte, der Diskussion im Plenum und der Präsentation von einzelnen Fallstudien durch die Studierenden.



Als romantische Utopie, im Zusammenspiel von Architektur, Musik und Tanz die Kunst an das Leben heranzuführen, betrat das Konzept des Gesamtkunstwerkes im 19. Jahrhundert die Bühne der ästhetischen Diskussion. Schon bei ihrem grossen Verfechter Richard Wagner erlebte sie eine Unwandlung hin zu einer ästhetischen Versöhnung mit dem modernen Leben. Am Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm die Architektur die Vorreiterrolle: während wir in der Wiener Secession oder Bruno Tauts expressionistischen Architekturphantasien noch das Nachleben der Romantik spüren, verfolgte das Bauhaus, das sich die mittelalterlichen Bauhütte als Vorbild gewählt hatte, die Idee einer ästhetischen Durchgestaltung der Umwelt als utopische Neukonzeption der Gesellschaft. Doch die Weltkriege und der Zusammenbruch des Fortschrittsglaubens haben diese Ideale ins Schwanken gebracht. Als Harald Szeemann im Jahr 1983 die Ausstellung "Der Hang zum Gesamtkunstwerk" eröffnete, waren die dort präsentierten Utopien breit gestreut; just deren Anwendbarkeit und Wünschbarkeit erschienen fragwürdig. Anhand von Manifesten, theoretischen und historischen Schriften wird der Begriff des Gesamtkunstwerkes untersucht und auf seine Relevanz hin überprüft. Weisen Werke, die ihre Umgebung totalisierend einbeziehen, um eine aktive Partizipation der Betrachter/innen einzufordern, etwa bei Thomas Hirschhorn oder Christoph Schlingensief, einen "Hang" zum Gesamtkunstwerk auf? Wird die Architektur durch diesen totalisierenden Anspruch (und nicht mehr Musik, wie in der klassischen Moderne) zum Paradigma für kritisches Kunstschaffen? Und wird Architektur selbst zum Modell eines interaktiven, sogar intermedialen Aktivismus, oder sollten wir das Gesamtkunstwerk eher unter dem Aspekt des Atmosphärischen verorten? Neben Arbeiten von Gottfried Semper (Entwurf für Wagners Opernhaus), Charles Rennie Macintosh, Peter Behrens (Mathildenhöhe Darmstadt), Bruno Taut, Kurt Schwitters (MERZBau), De Stijl, Alvar Aalto, den Situationisten, Friedrich Kiesler, Sejima/Nishizawa (Sanaa) und dem Projekt "The World" in Dubai, soll auch das Konzept der Intermedialität untersucht werden, das sich z.B. in Happenings von Allan Kaprow, Entwürfen der Independent Group, Performance, Theaterstücken von Robert Wilson, oder Arbeiten von Olafur Eliasson und Ai Weiwei findet.

Ab der dritten Woche ergänzen Präsentationen der Studierenden das Wahlfach mit Besprechungen zu einzelnen Kunst- oder Architekturbeispielen. Darüber hinaus verfassen alle Studierende im Lauf des Semesters drei kurze Statements zur jeweiligen Pflichtlektüre.





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Dr. Mechtild Widrich