Symposium
Der Fall Göhner. Zur Krise des Grosswohnungsbaus in den 1970er Jahren

Veranstalter: Professur Ursprung
Datum: Donnerstag, 11. Oktober 2012 bis Freitag, 12. Oktober 2012
Ort: HIT E51
 

Organisation: Anne Kockelkorn, Susanne Schindler, Fabian Furter, Patrick Schoeck-Ritschard und Philip Ursprung.

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Die Programmübersicht liegt zum herunterladen im download-menü bereit – Le synopsis du programme est à télécharger sous le menu "download".

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1972 war für die Architekturausbildung an der ETH Zürich ein bedeutsames Jahr: Trotz deutlicher Studentenproteste kündigte die Hochschulleitung die Verträge von drei am Departement Architektur lehrenden Dozenten, die sich kritisch mit den Grosssiedlungen der Firma Göhner auseinandergesetzt hatten. An deren Stelle erhielt der italienische Architekt Aldo Rossi eine Gastprofessur, womit eine kurze Phase experimenteller Didaktik beendet und die Privilegierung des Entwurfs erneut institutionalisiert wurde. Diese Haltung wurde in den folgenden Jahren theoretisch weiter entwickelt und firmiert heute unter dem Begriff der «Autonomie der Architektur».

Dieses herausragende Fallbeispiel dient der Tagung zum «Fall Göhner. Zur Krise des Grosswohnungsbaus in den 1970er Jahren» als Anlass, um den grundlegenden Wertewandel in den westlichen Industrieländern vor und nach der Wirtschaftskrise von 1973 zu untersuchen und nach dessen bis heute anhaltenden Einfluss auf Wohnungsbau, Städtebau und Architekturdebatte zu fragen:

Wie veränderte sich der gesellschaftlichen Bedarf an Wohnraum zu Beginn der 1970er Jahre? Wie wurde dieser Strukturwandel im Architekturdiskurs thematisiert? Welche Medien und welche wissenschaftlichen Diskurse trugen dazu bei, die allgemeine und fachinterne Wahrnehmung der Grosswohnbauten im Laufe eines knappen Jahrzehnts so grundlegend zu verändern?

Die Vorträge werden auf deutsch oder französisch, die Moderation auf englisch gehalten.

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Programm

11.10. 2012, 14:00 Begrüssung (Anne Kockelkorn, Susanne Schindler, Philip Ursprung)

11.10. 2012, 14:15–14:45 Auftaktsreferat: Fabian Furter, Baden und Patrick Schoeck, Zürich: «Göhner Wohnen». Plattenbau im Kapitalismus.

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Panel 1: Wohnungsbauwissenschaften, 11.10.2012, 15:00-17:15, Moderation: Anne Kockelkorn

Referenten:
15:05 Christian Schmid, d’ARCH-ETHZ: Göhnerswil: Recherche Scientifique et débat politique
15:30 Ignaz Strebel und Jane M. Jacobs, Wohnforum-ETHZ/ University of Edinburgh: Die Bewohner ins Bild rücken: Anfang und Scheitern der Wissenschaft vom Leben in der Grossiedlung
15:55 Thibault Tellier, Université de Lille III: L’État et la crise des grands ensembles en France durant les années 1970
16:20 Jean-Michel Léger, ENSA Paris-Belleville: Architectes et sociologues 1970’s: séductions, trahisons, abandons
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16:45-17.15 Diskussion
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Gegen Ende der 1960er Jahre stellen kritische Akteure der Stadtproduktion die beschleunigte Urbanisierung der Nachkriegszeit samt ihren Voraussetzungen immer lauter und selbstbewusster in Frage. Zwar bleibt der utopische Kern der modernen Entwurfshaltung bis zur Wirtschaftskrise der 1970er Jahre unangefochten erhalten, doch viele prominente Architekten, Stadtplaner und Politiker kritisieren inzwischen die modernen Entwurfsdoktrinen, die Planungslogik der autogerechten Stadt und die Folgen der Zersiedelung.

Zwischen der neuen Kritik an der Nachkriegsmoderne und dem heroischen Glauben der Avantgarden, dem urbanen Wachstum die richtige Form zu geben und über die architektonische Form gesellschaftliche Handlungsräume vorwegnehmen zu können, öffnet sich zwischen 1965 und 1975 ein kurzes, aber intensives Feld von Architektur-, Städtebau- und Gesellschaftsexperimenten. In dieser Zeit spielen Sozialwissenschaftler eine entscheidende Rolle als Hoffnungsträger: Sie sollten nicht nur dem Bewohner als Individuum eine Stimme im Planungsdiskurs verleihen, sondern auch die Kluft zwischen Architektur, Stadtplanung, Immobilienwirtschaft und Gesellschaftsform schliessen und zwischen den konträren Denkweisen dieser Disziplinen gesamtgesellschaftliche Erklärungsmuster anbieten. In dieser Mission dürfen Soziologen geradezu Unerhörtes äussern: etwa die kapitalistischen Produktionsbedingungen der Stadtentwicklung oder die formale Armut der Moderne grundlegend in Frage zu stellen.
Die Konjunktur- und Gesellschaftsumbrüche der 1970er Jahre setzen diesem Moment der gesellschaftlichen Öffnung ein klares Ende, wie etwa dem experimentellen Studio von Jörn Janssen an der ETH Zürich, das die Hochschuldirektion 1972 aufkündigen liess. Sozialwissenschaften, Architektur und Städtebau driften als Disziplinen auseinander und der Fortschrittsglaube des frühen 20. Jahrhunderts wird zusammen mit den Hoffnungen an die gesellschaftliche Wirksamkeit interdisziplinären Zusammenarbeitens ad acta gelegt.
Einleitend zur Debatte um die Krise des Grosswohnungsbaus in den 1970er Jahren untersuchen die Beiträge dieses Panels, welchen Einfluss die Sozialwissenschaftler auf Architekten, Planer und Politiker ausübten und inwieweit sich die Trennung von Sozialwissenschaften und Entwerfern im Laufe der 1970er Jahre exemplarisch am Grosswohnungsbau aufzeigen lässt.

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Panel 2: Projekte und Projektionen, 11.10.2012, 17:45-20:00, Moderation: Sandra Parvu

Referenten:
17:50 Hélène Jannière, Université de Rennes: Critique politique, sociale et «qualité architecturale» dans la critique des grands ensembles : Grigny la Grande Borne, années 1970
18:15 Olaf Gisbertz und Sebastian Hoyer, TU Braunschweig (gta-Tragwerkslehre): Städtebauliche Experimente – Wolfsburg-Detmerode: Epilog auf ein Demonstrativbauvorhaben
18:40 Maren Harnack, FH Frankfurt und Sebastian Haumann, TU Darmstadt: Mainfeld, mon amour
19:05 Marie Glaser, Eveline Althaus, Claudia Mühlebach, ETH Wohnforum – ETH CASE: Vom Umgang mit den Schweizer Grosswohnbauten. Ein Blick auf das Erbe der Krise. Zum Beispiel Zürich, Unteraffoltern II.
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19:30-20:00 Diskussion
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Im Laufe der 1970er Jahre verlieren die Grosssiedlungen ihre ökonomischen Grundlagen und ihre staatliche Unterstützung, während ihre Lebenswelten ins Kreuzfeuer der gesellschaftlichen Kritik geraten. Gerade die vormals gefeierten Alternativen und experimentellen Weiterentwicklungen der grossen Form werden am heftigsten kritisiert. Die mediale Rezeption von Projekten wie Grigny-la-Grand Borne im Süden von Paris oder die Siedlung Wolfsburg-Detmerode in Norddeutschland schlägt zusammen mit den Zielen der beteiligten Akteure in ihr Gegenteil um; ihre Ästhetik wird nun zum Sinnbild städtebaulichen und kulturellen Versagens stilisiert.
Unabhängig davon wie unterschiedlich die Form, der Massstab, die strukturellen Grundlagen oder die politische Entstehungsgeschichte der jeweiligen Projekte waren: Der radikale Wandel vieler Grosswohnungsbauten der westlichen Industrienationen vom positiven Muster- zum negativen Fallbeispiel erscheint nahezu identisch. Diese augenscheinliche Gleichförmigkeit eines kollektiven Vorstellungsbildes dient dem zweiten Panel als Anlass, die Mechanismen zu untersuchen, mittels derer das Bild des Grosswohnungsbaus zwischen Realität und Imagination konstruiert wurde – in den Medien, in der Politik, im Alltag der Bewohner, und anhand seiner Bausbustanz. Welche Akteure konstruierten das Vorstellungsbild des Grosswohnungsbaus in den 1970er Jahren – und mit welchen Argumenten?

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Panel 3: Unternehmen Grosswohnungsbau, 12.10.2012, 10:00-12:30, Moderation: Laurent Stalder

Referenten:
10:05 Jacques Lucan, EPFL: 1953-1962 : l’alternative Pouillon – ou la préfabrication lourde était-elle la seule voie possible?
10:40 Thomas Gnägi, Zürich: «Ist das eine Werkbund-Siedlung?» Der Schweizerische Werkbund und die Unvereinbarkeit von Massenproduktion und individueller Gestaltungsmöglichkeit am Beispiel von Siedlungen der Firma Ernst Göhner AG
11:05 Juliette Spertus and Susanne Schindler, New York: Co-op City: Herman Jessor, the UHF, and the End of New York City's Grands-Ensembles
11:30 Anne Kockelkorn, ETHZ-gta: Träume aus Beton. Zur politischen Instrumentalisierung der Wohnungsbauprojekte Ricardo Bofills
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12:00-12:30 Diskussion
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Die Realisierung von Grosswohnungsbauten war nicht nur ein Ziel des Wohlfahrtstaates im Zeichen sozialer Verantwortung. Ihr Bau war ebenso ein lukrativer Wirtschaftszweig.
Das dritte Panel untersucht die Rolle der Bauwirtschaft und ihren Einfluss auf die gesellschaftliche Akzeptanz von architektonischer Form und Ästhetik. Diese entscheidenden Wechselwirkungen zwischen Bauindustrie, Immobilienwirtschaft und Architekturproduktion werden sowohl im zeitgenössischen wie im gegenwärtigen Architekturdiskurs häufig unterschätzt, trotz ihres massgebenden Einfluss auf die Realisierbarkeit von Architektur. Welche Beziehungen bestanden zwischen der Suche nach formalen Alternativen und der Existenz öffentlicher Förderinstrumente und den rationellen Vorgaben von Bauproduktion und Gewinnrechnungen?
Konkret befassen sich die vier Beiträge mit jenen Architekten und Bauunternehmern, die sich weder ganz den Befürwortern alternativer Positionen zum Grosswohnungsbau zuordnen lassen, noch sich kritiklos den Gegebenheiten der Immobilien- und Bauwirtschaft anpassten. Diese Architekten wurden oftmals von ihren Kollegen skeptisch beäugt: einerseits, weil sie gewinnorientiert und in Kooperation mit der Bauwirtschaft bauten, andererseits, weil sie formale und bautechnische Experimente jenseits der modernen Entwurfsdoktrinen verfolgten, sei es auf neoklassische, populäre, oder von der Fertigungsmethode bestimmten Weise. So unterschiedliche Akteure wie Fernand Pouillon, Ricardo Bofill, Herman Jessor oder Ernst Göhner teilen das Schicksal, sich aufgrund ihrer Bautätigkeit in Fachkreisen höchst unbeliebt gemacht zu haben.
Warum wurden ihre Entwurfshaltung und Bauten in der zeitgenössischen Architekturdebatte so kritisch diskutiert? Was waren die Motivation und Strategien der involvierten Akteure – und was war ihr Handlungsspielraum?

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Panel 4 : Die Wiedergeburt der autonomen Architektur, 12.10.2012, 14:00-16:30, Moderation: Philip Ursprung

Referenten:
14:10 André Bideau, Zürich: Brüche, Fragmente und Kontinuitäten. Ungers’ Arbeit an Berlin vor und nach 1967
14:35 Kim Förster, ETHZ-gta: Der Wohnungsbau-Prototyp des IAUS (1973-1976)
15:00 Jean-Louis Violeau, ENSA Paris-Malaquais: Marne-la-Vallée: Les révisions successives d’une politique d’innovation architecturale
15:25 Angelika Schnell, AdbK Wien: Der günstige Moment (oder: Die Anti-Soziologen). Rossi und die Göhner-Affaire an der ETH
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15:50-16:30 Diskussion
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Als abschliessendes Forum widmet sich das vierte Panel den Zusammenhängen zwischen Auftragslage, Architektenbiografien, und konkreten Wohnungsbauprojekten um 1973 im Spiegel der institutionellen Architekturdebatten. Die gesellschaftspolitischen und technischen Bedingungen des Massenwohnungsbaus gelten in diesem Zeitraum als einschlägiges Argument, um die Verbindung von sozialen und formalen Fragen aufzukündigen und sich auf die Überhöhung des Projekts als Kernkompetenz der architektonischen Disziplin zu konzentrieren: eine Debatte, die später unter dem Stichwort der „architektonischen Autonomie“ mehrere Architektengenerationen prägen sollte.
Grosswohnungsbauprojekte werden zum Wendepunkt in der Karriere bekannter Architekten, die den Diskurs und die Ausrichtung der Architektur der 1970er und 1980er Jahre in Deutschland, den USA und der Schweiz dominierten: Zu ihnen gehören Oswald Mathias Ungers (Märkisches Viertel in Berlin), Aldo Rossi (Gallaratese in Mailand), das Institute for Architecture and Urban Studies (IAUS) mit Kenneth Frampton und Peter Eisenman (Markus Garvey Village in New York), sowie, unter spezifisch französischen Bedingungen, die ab 1972 in der Pariser Neustadt Marne-la-Vallée tätigen Architekten wie Ricardo Bofill, Antoine Grumbach und Léon Krier und Christian Portzamparc.
Wie korrelieren Theorieproduktion, Entwurfsdoktrinen und Auftragslage in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre sowohl im Hinblick auf die Konjunktur der Wohnungsfrage, als auch in Bezug auf die sozialpolitische und ökonomischen Entwicklung dieses „deprimierendsten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts“ (Tony Judt)?

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Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Anne Kockelkorn, anne.kockelkorn [at] gta.arch.ethz.ch oder
Susanne Schindler, susanneschindler [at] gmail.com

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Programme

11.10.2012, 14:00 introduction (Anne Kockelkorn, Susanne Schindler, Philip Ursprung)

11.10.2012, 14:15–14:45 discours d’introduction: Fabian Furter, Baden und Patrick Schoeck, Zürich: «Göhner Wohnen». Plattenbau im Kapitalismus.

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Panel 1: Les sciences du logement, 11.10.2012, 15:00-17:15, Modération : Anne Kockelkorn

Intervenants :
15:05 Christian Schmid, d’ARCH-ETHZ: Göhnerswil : Recherche Scientifique et débat politique
15:30 Ignaz Strebel, Wohnforum-ETHZ et Jane M. Jacobs, University of Edinburgh: Die Bewohner ins Bild rücken: Anfang und Scheitern der Wissenschaft vom Leben in der Grossiedlung
15:55 Thibault Tellier, Université de Lille III: L’État et la crise des grands ensembles en France durant les années 1970
16:20 Jean-Michel Léger, ENSA Paris-Belleville: Architectes et sociologues 1970’s : séductions, trahisons, abandons
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16:45-17:15 Discussion
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Vers la fin des années 1960, certains acteurs de la production urbaine remettent en question, avec toujours plus de vigueur et d’assurance, l’urbanisation de l’après-guerre et ses conditions. Les architectes critiquent les doctrines de projet modernes, les urbanistes et les politiciens, les conséquences de l’étalement urbain et le « tout voiture ». Le noyau utopique du projet moderne reste cependant inattaqué jusqu’à la crise économique des années 1970.
Entre la critique du modernisme d’après-guerre et la foi héroïque des avant-gardes en leur pouvoir de donner forme à la croissance urbaine et de prédéterminer les relations sociales par la forme architecturale, s’ouvre, entre 1965 et 1975, un champ d’expérimentation architecturale, urbaine et sociale de courte durée, mais d’une grande intensité. Durant cette période, les représentants des sciences sociales sont investis de tous les espoirs et jouent, à ce titre, un rôle décisif : on attend non seulement d’eux qu’ils permettent aux habitants de s’exprimer en tant qu’individus dans le discours urbanistique, mais aussi qu’ils comblent le fossé entre architecture, urbanisme, économie immobilière et société, et qu’ils proposent des modèles explicatifs sociaux synthétiques, aptes à réconcilier les logiques contraires de ces disciplines. Dans cette mission, les sociologues se permettent des choses aussi inouïes que de critiquer les conditions de production capitalistes du développement urbain ou l’indigence formelle de l’architecture moderne.
Les bouleversements économiques et sociaux des années 1970 mettent un terme à cette période d’ouverture, comme en témoigne par exemple la fermeture, ordonnée en 1972 par la direction de l’EPF de Zurich, de l’atelier expérimental de Jörn Janssen. Avec le divorce entre sciences sociales, architecture et urbanisme, les visions héroïques du XXe siècle passent à la trappe – de même que les espoirs liés à l’efficacité sociale de la collaboration interdisciplinaire.
En introduction au débat sur la crise des grands ensembles dans les années 1970, les contributions de ce panel tentent de cerner l’influence qu’ont exercée les sociologues sur les architectes, les urbanistes et les politiciens, et montrent dans quelle mesure le logement de masse illustre la rupture qu’ont connue sciences sociales et disciplines de projet dans les mêmes années.

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Panel 2: Projets et projections, 11.10.2012, 17:45-20:00, Modération: Sandra Parvu

Intervenants :
17:50 Hélène Jannière, Université de Rennes: Critique politique, sociale et « qualité architecturale » dans la critique des grands ensembles : Grigny la Grande Borne, années 1970
18:15 Olaf Gisbertz et Sebastian Hoyer, TU Braunschweig (gta-Tragwerkslehre): Städtebauliche Experimente – Wolfsburg-Detmerode: Epilog auf ein Demonstrativbauvorhaben
18:40 Maren Harnack, FH Frankfurt et Sebastian Haumann, TU Darmstadt : Mainfeld, mon amour
19:05 Marie Glaser, Eveline Althaus, Claudia Mühlebach, ETH Wohnforum – ETH CASE : Vom Umgang mit den Schweizer Grosswohnbauten. Ein Blick auf das Erbe der Krise. Zum Beispiel Zürich, Unteraffoltern II.
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19:30-20:00 Discussion
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Au cours des années 1970, les grands ensembles se trouvent d’une part privés de leur assise économique et de leur soutien étatique, d’autre part, le cadre de vie qu’ils offrent tombe sous le feu de la critique sociale. Par la suite, ce sont surtout les alternatives précédemment célébrées et les développements expérimentaux de la grande forme qui s’attirent les critiques le plus virulentes, notamment Grigny-la-Grande-Borne, au sud de Paris, ou Wolfsburg-Detmerode, dans le Nord de l’Allemagne. Leur représentation dans les médias change radicalement – de même que les objectifs des acteurs impliqués – tandis que leur esthétique devient le symbole d’un fiasco urbain et culturel.
Indépendamment des différences de forme, d’échelle, de construction, de financement et de contexte politique, le changement drastique du destin des grands ensembles et de leurs successeurs semble presque identique. Le débat du deuxième panel prend le contre-pied de cet imaginaire collectif uniforme pour analyser, à partir de cas spécifiques, les modalités selon lesquelles l'imaginaire des grands ensembles s'est construit entre réalité et images issues des médias, de la politique, du quotidien des habitants et de la substance bâtie. En quoi ces modalités ont-elles contribué à l’échec des grands ensembles ? Quels sont les acteurs qui ont construit l’imaginaire des grands ensembles dans les années 1970 – et quels étaient leurs arguments ?

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Panel 3 : Les affaires des grands ensembles, 12.10.2012, 10:00-12:30, Moderation : Laurent Stalder

Intervenants :
10:05 Jacques Lucan, EPFL: 1953-1962 : l’alternative Pouillon – ou la préfabrication lourde était-elle la seule voie possible ?
10:40 Thomas Gnägi, Zurich: «Ist das eine Werkbund-Siedlung?» Der Schweizerische Werkbund und die Unvereinbarkeit von Massenproduktion und individueller Gestaltungsmöglichkeit am Beispiel von Siedlungen der Firma Ernst Göhner AG
11:05 Juliette Spertus and Susanne Schindler, New York: Co-op City: Herman Jessor, the UHF, and the End of New York City's Grands-Ensembles
11:30 Anne Kockelkorn, ETHZ-gta : Träume aus Beton. Zur politischen Instrumentalisierung der Wohnungsbauprojekte Ricardo Bofills
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12:00-12:30 Discussion
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La réalisation des grands ensembles n’était pas seulement un projet à but social de l’Etat-providence. Leur construction a permis le développement lucratif de plusieurs branches économiques.
Le troisième panel portera sur le rôle de l’industrie du bâtiment et son apport quant à l’acceptation sociale de la forme et de l’esthétique architecturale. Ces interactions décisives entre industrie du bâtiment, marché immobilier et production architecturale sont souvent sous-estimées dans le discours architectural de l’époque ainsi qu’aujourd’hui, malgré leur influence déterminante sur la viabilité des projets. Quelles relations existaient-elles entre, d’une part, la recherche de formes d’habitat alternatives et l’existence d’aides financières publiques et, d’autre part, les logiques rationnelles de la production du bâti ainsi que les perspectives de rendement des promoteurs?
Concrètement, les quatre communications du panel interrogeront le parti pris des architectes ou entrepreneurs qui, sans vraiment préconiser des alternatives aux grands ensembles, ne s’assimilaient pas pour autant aux conditions du marché immobilier et de l’industrie du bâtiment. Leurs collègues observaient souvent ces architectes-constructeurs d’un œil sceptique : d’un côté, parce qu’ils travaillaient de façon productiviste en coopération avec des industriels et des promoteurs ; et d’un autre côté, parce qu’ils se livraient à des expérimentations formelles mettant en œuvre des éléments néoclassiques, populaires, ou encore déterminés par des modalités de fabrication. Des acteurs aussi différents que Fernand Pouillon, Ricardo Bofill ou Ernst Göhner partagent alors un même sort : ils tombent en disgrâce aux yeux de leurs confrères.
Pourquoi leur positionnement et leurs bâtiments ont-ils fait l’objet de si vives critiques dans le débat architectural de l’époque ? Quelles étaient les motivations et stratégies des acteurs impliqués, et quelle était leur marge de manœuvre ?

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Panel 4 : La renaissance de l’autonomie en architecture, 12.10.2012, 14:00-16:30, Modération: Philip Ursprung

Intervenants:
14:10 André Bideau, Zürich: Brüche, Fragmente und Kontinuitäten. Ungers’ Arbeit an Berlin vor und nach 1967
14:35 Kim Förster, ETH-gta: Der Wohnungsbau-Prototyp des IAUS (1973-1976)
15:00 Jean-Louis Violeau, ENSA Paris-Malaquais: Marne-la-Vallée: Les révisions successives d’une politique d’innovation architecturale
15:25 Angelika Schnell, AdbK Wien: Der günstige Moment (oder: Die Anti-Soziologen). Rossi und die Göhner-Affaire an der ETH
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15:50-16:30 Discussion
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La dernière table ronde du symposium sera consacrée aux relations entre la commande, les trajectoires d’architectes et les projets de logements en regard de leurs répercussions sur les débats institutionnels autour de 1973. En dénonçant les contraintes sociopolitiques et techniques du logement de masse pour contester toute réciprocité entre espace social et forme architecturale et en affirmant le primat du projet comme compétence centrale de la discipline architecturale, ces débats, par la suite classés sous le mot-clé de « l’autonomie architecturale », laisseront leur empreinte sur plusieurs générations d’architectes. Quelques années auparavant, des projets de grands ensembles avaient marqué un point d’inflexion dans la carrière d’architectes qui allaient ensuite dominer la scène architecturale en Allemagne, aux Etats-Unis et en Suisse : parmi eux, Oswald Mathias Ungers (Märkisches Viertel à Berlin), Aldo Rossi (Gallaratese à Milan), les protagonistes de l’Institute for Architecture and Urban Studies (IAUS) dont Kenneth Frampton et Peter Eisenman (Markus Garvey Village à New York), et, dans des conditions spécifiquement françaises, les architectes qui travaillaient pour la ville nouvelle de Marne-la-Vallée, dont Ricardo Bofill, Antoine Grumbach, Léon Krier et Christian Portzamparc.
Quelles sont les corrélations entre la conjoncture architecturale et l’état de la commande au cours de la deuxième moitié des années 1970 – en regard du statut de la question du logement, et en regard de l’évolution sociopolitique et économique qu’a connue «la décennie la plus déprimante du XXe siècle» (Tony Judt) ?